23.8.04

Eine Bahnfahrt, die ist lästig...

Um 6 Uhr morgens Zug fahren ist toll. Arbeitende Bevölkerung, die auf dem Weg in die Büros noch schnell ein paar Powerpoint-Präsentationen aktualisiert, Zeitung liest oder ganz einfach schläft. Fährt man allerdings drei Stunden später, sind sie leider schon da: die Nerver, die allein schon durchs Dasitzen stören, weil man den angewiderten Blick nicht von ihnen abwenden kann.

Der fette, ungepflegte, rundherum in ballonseidene Jogging-Utensilien gehüllte Kerl, dessen sympathisch aussehende Frau man einfach nur bedauern möchte und dessen kleiner Sohn einem Leid tut, weil er von seinem treu sorgenden Papa schon in der Bahn von oben bis unten in Tabaknebel gehüllt wird. Oder der mittelalte Mensch, der ein okkerfarbenes Muscleshirt trägt und dessen Handy einem im August "i wish you a merry christmas" vorspielt. Auch wenn man es gar nicht hören will. Oder der seltsame Mensch, der völlig Unbeteiligten seine nackten, hornhautigen, dreckigen Füße zeigt, weil es wahrscheinlich einfach zu sehr juckt, wenn er seine Schuhe anbehält.

Und wenn man das dann alles gerade so aushält, ohne einen Schreikrampf zu bekommen, taucht auch noch ein asiatischer Getränke-und-Snacks-Verkäufer aus "dem freundlichen Service-Team, das ihre Wünsche gern entgegennimmt" auf. Nichts gegen Asiaten! Aber schwerhörige Asiaten, die Getränke und Snacks verkaufen sollen, sind dann vielleicht doch ein bisschen fehl am Platz. Auszug aus einem bizarren Dialog:

Ich: "Ein Snickers bitte!"
Er: "Was?"
Ich: "Ein Snickers!"
Er: "Tee?"
Ich: "Snickers!"
Er: "Snickers wir verkaufen nicht. Lion und Kitkat."
Ich: "Dann ein Kitkat!"
Er: "Lion?"
Ich: "Kitkat!"
Er: Was?"
Ich: "Kitkat!"

Viel zu viele Sekunden später, ein paar Nervenstränge und eine Prise Glauben an die Menschheit weniger, hatte ich dann mein Kitkat. Glücklich war ich trotzdem nicht.