30.8.04

Verklagen als Hobby.

Über wen soll man motzen, wenn man dabei erwischt wird, im Überholverbot überholt zu haben? Über den Wachtmeister, der ja letztlich nur seiner Pflicht nachgegangen ist, als er mich anhielt, mich anzeigte und mir ankündigte, dass ich nun 40 Euro zahlen müsse und Punkte in Flensburg bekommen würde? Über meine eigene Dummheit, mich dazu hinreißen zu lassen, langsamfahrende Autos zu überholen, auch wenn ich es nicht darf? Oder über eben diese ältere, langsamfahrende Frau? Nein! Dann doch lieber über das Ehepaar im BMW, das denselben Fehler begang wie ich, allerdings ein völlig anderes, zutiefst nervendes Verhalten an den Tag legte. Polizei beschimpfen, die alte Frau sofort wegen Verkehrsbehinderung verklagen wollen, sich keiner Schuld bewusst sein. Bei Nähe betrachtet drängte sich ohnehin der Verdacht auf, dass diese Frau in ihren Reiterstiefeln und ihr Mann mit dieser seltsam spießigen Weste, dieses pseudo-neureiche Provinzpärchen also, ohnehin zu der Spezies gehört, die gern auch mal den Nachbarn verklagt, weil ein Apfel von seinem Apfelbaum in den eigenen Garten gefallen ist. Besonders toll wurde es, als sie meine Telefonnummer haben wollten, damit man gemeinsam gegen diese Ungerechtigkeit angehen könne und eine gemeinsame Klage wegen Verkehrsbehinderung - am besten gleich vor dem Bundesverfassungsereicht oder dem internationalen Kriegsverbrecher-Gerichtshof - einreichen könne. Nein! Ich zahle die 40 Euro gern, denn ich hab einen Fehler gemacht. Und: Nein! Ich gebe Euch garantiert nicht meine Telefonnummer, um mich von Euch terrorisieren zu lassen. Und: Nein! Ich hab sowas von überhaupt keine Lust, mich von Leuten wie Euch in irgendwelche überflüssigen Gerichtsverfahren ziehen zu lassen. Macht das schön selbst! Und sterbt früh. Weil Ihr Euch viel zu sehr aufregt über unwichtige Dinge.